Recap CONlogne Januar 2015

Zum zweiten Mal nach dem durchaus gelungenen Start im Juni 2014 richteten am 23. Januar 2015 Fabian Rossbacher und Sebastian Gebert die CONlogne aus - eine Online-Marketing-Konferenz in einem innovativen Format. Veranstaltungsort war wie auch schon bei der Erstauflage der STARTPLATZ im Kölner Mediapark. Schön zentral gelegen, und der Ort atmet Kreativität und Macher-Spirit. Die Infrastruktur passt natürlich auch, mit großem Seminarraum, Balkon für die Raucher, W-LAN und Kickertisch.

Ein Freitagnachmittag - zumindest für angestellte SEOs und und Online-Marketer bedeutet das: am Ende einer langen, anstrengenden Arbeitswoche. Was natürlich nicht heißt, dass alle anderen Teilnehmer vorher gefaulenzt hätten.

Ab 16 Uhr war Einlass und die erste Phase für das eigene Networking begann bei Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken. Nach der Begrüßung starteten um 17 Uhr die fünf thematisch sehr unterschiedlich ausgerichteten Vorträge, jeweils gefolgt von Q&A-Runden und noch mehr Zeit für Networking. Von so viel Networking und auch einer nach dem zweiten Vortrag eingeschobenen Essenspause, dass der Zeitplan ein wenig in Verzug geriet und der letzte spannende Vortrag erst gegen 22:30 Uhr endete.

 

Dieser Fehler kostet Facebook Seitenbetreiber 5000 EUR im Jahr

Der erste Vortrag war ein Kölner Heimspiel. Hendrik Unger von Netspirits klärte darüber auf, weshalb Seitenbetreiber auf Facebook rund 5.000 Euro im Jahr unnötig ausgeben. Moment mal, Facebook ist doch kostenlos ...? Ja, solange man dort keine Anzeigen bucht, um Reichweite für seine Facebook-Seite zu erzielen. Wer in diesem Bereich unterwegs ist, dem ist die Problematik wohlbekannt, dass die eigenen Facebook-Beiträge nur noch einem Bruchteil der Fans im News-Stream angezeigt werden. Man kann diese Reichweite natürlich kaufen und dabei - je nach Seitengröße und Posting-Frequenz - zum Beispiel 5.000 Euro in den Wind blasen.

Oder aber man versucht, die Reichweite auf natürliche Art und Weise zu erhöhen, indem man die Rankingfaktoren des News-Stream-Algorithmus beachtet. Die da wären: Relevanz (für den individuellen Nutzer), Gewichtung (aufgrund von User-Interaktionen, also Liken, Teilen, Kommentieren) und Zeitspanne (erfolgreiche Beiträge werden nur in einem bestimmten Zeitfenster angezeigt). Allein die Optik macht Beiträge unterschiedlich attraktiv für die User, die dementsprechend interagieren. Dementsprechend rankt Facebook auch. Besonders gut haben bislang Bilder funktioniert, auch Fotoalben. Je mehr Bild, desto besser. Wäre da nun nicht der Kampf gegen Google, das ja bekanntlich Youtube betreibt. Facebook versucht derzeit massiv, seine eigene Video-Upload-Funktion zu pushen. Mit besserer Einbindung innerhalb der Seiten, aber auch mit starker Promotion dieser Video-Inhalte im News-Stream. Wohlgemerkt: Facebook-Videos. Auf Facebook eingebundene Youtube-Videos erhalten diesen Boost nicht.

Netspirits, dem Arbeitgeber von Hendrik, kommt diese Tatsache natürlich entgegen, da diese Online-Marketing-Agentur schon seit langer Zeit einen starken Fokus und sehr viel Expertise im Bereich von Videos hat. Letztlich muss aber jedes Unternehmen für sich entscheiden, wie es mit dieser möglicherweise nur kurzzeitig wirksamen Strategie umgeht. Und ob es sich lohnt, eine Doppelstrategie zu fahren, wenn man bereits einen Youtube-Kanal besitzt.

Leider musste Hendrik die Veranstaltung etwas früher verlassen, weil bei Netspirits am gleichen Abend noch die Weihnachtsfeier anstand. Kein Scherz - die Jungs und Mädels hatten im Dezember einfach zu gut zu tun gehabt.

 

PR – so machen Sie auch offline von sich reden

Offline für Onliner - vielen Teilnehmern tat sich ein wenig bis gar nicht bekannter Bereich auf, als Christiane von Schönberg vor das Publikum trat. Nachdem sie in der Pause auf allen Stühlen Spielzeugautos deponiert hatte, die die Offline-PR der Teilnehmer "in Fahrt bringen" sollten. Eine Nachfrage im Auditorium ergab schnell, dass nur ein sehr kleiner Teil bislang Erfahrung mit Offline-Pressearbeit gesammelt hatte, mit durchwachsenen Ergebnissen. Was man dabei auf jeden Fall braucht, ist ein langer Atem. Die größten Vorteile, die Christiane immer wieder betonte: Pressearbeit kostet nichts (wenn man einmal von der investierten Arbeitszeit absieht) und man erlangt eine sehr hohe Glaubwürdigkeit, denn "Das steht in der Zeitung" wird von einem Großteil der Bevölkerung immer noch als Qualitätskriterium angesehen. Man versackt also beileibe nicht irgendwo im altmodischen Offline-Totholz. Zeitungen und Zeitschriften werden nach Christianes Aussage nach wie vor gelesen, und zwar in Ruhe, in anderen Situationen als z.B. Tablets und Smartphones.

Wie aber kommt man nun in die Zeitung oder Zeitschrift seiner Wahl, was ja auch nicht ganz so einfach ist, ohne Anzeigen zu schalten? Wichtig ist, das man sich auf die relevanten Medien beschränkt und den direkten Kontakt zum passenden Journalisten sucht. Diesem muss man es unter allen Umständen so leicht wie möglich machen, indem man alle W-Fragen abdeckt, alle Informationen auch zu Ansprechpartnern so vollständig wie nur möglich liefert und passendes Bildmaterial direkt mit beifügt. Und natürlich müssen die Inhalte spannend und für eine ausreichend große Menge an Lesern interessant sein. Extra-Tipp von Christiane: Wer sich ein Belegexemplar besorgt, kann sich schon vorher ein Bild darüber machen, wie er am besten den richtigen Ton trifft.
Zu den allgemeinen inhaltlichen Basics gab es von Christane ein Cheatsheet im handlichen Visitenkartenformat zum Mitnehmen - die Frau hat wirklich an alles gedacht!

Beim Aufbau eines Presseverteilers mit wirklich relevanten Ansprechpartnern helfen diverse Übersichten und Standardwerke (Kroll, Zimpel), aber auch die Recherche in Presseportalen und den Zeitungen und Zeitschriten selbst.

Und wie ist das eigentlich mit den Inhalten? Manch ein Unternehmen glaubt, nichts zu erzählen zu haben - abseits von nüchternen Zahlen. Beim genaueren Hinschauen entdeckt man dann aber doch Berichtenswertes aus dem Unternehmensalltag, wie etwa die hinreißende Geschichte von der Übersetzungsagentur, die einen Auftrag für die Übersetzung eines Liebesbriefes annahm ...

 

UX: Weil einfach einfach richtig schwierig ist.

Nach einer schönen langen Essenspause ging es dann weiter mit simyo-Mitarbeiter Stephan Loyen und seinem Beitrag zum Thema UX. Er startete ein wenig trocken mit mehreren Folien zur Einordnung von UX (User Experience), Usability und dergleichen. Dann aber ging es zur Sache. Denn wie nähert man sich eigentlich dem an, was aus Nutzersicht eine gute User Experience ist? Als Seitenbetreiber hat man oft einen eingeschränkten Blickwinkel, betrachtet die Logik mit seinem eigenen Wissen, das dem User jedoch fehlt. Die Betrachtung der eigenen business objectives reicht nicht aus; die user needs müssen Beachtung finden.

Wichtig ist es daher, die User der eigenen Seite zu kennen. Dabei können zum Beispiel Web-Analytics-Tools helfen, um ungewöhnliche Wege und auch Stellen, an denen der User abspringt, zu identifizieren. Ebenso wertvoll sind aber der Feedbacks der Nutzer, die etwa im Customer Service des Unternehmens oder in den sozialen Medien auflaufen. 

Ein altbekanntes Mittel, um sich in den Nutzer hineinzuversetzen, sind Personas. Zumindest eine Persona sollte man mal erstellt haben, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Nicht nur demographische Daten spielen dabei eine Rolle; auch einen Charakter sollte die Persona erhalten.

Eine interessante Methode gegen Betriebsblindheit: Man untersucht die Websites der Wettbewerber mit Hilfe verschiedener Services und Tools auf Fehler. Anschließend betrachtet man ncoh einmal sein eigenes Projekt - und dann werden einem diese Fehler auch beim eigenen Projekt auffallen.

 

Rückblick in die Vergangenheit: Arbeiten bei Zalando als SEO

Und dann war da noch der aus Berlin angereiste "Stargast" des Abends, Dominik Wojcik. Er hat eine lange, abwechslungsreiche Karriere als SEO auf dem Buckel und wurde vor einigen Jahren auch als "Böser SEO" bekannt, denn nicht alles, was er in der Vergangenheit gemacht hat, war immer so ganz Google-konform. Entgegen der ursprünglichen Planung trat er nicht allein vors Publikum, denn mit Pascal Fantou gesellte sich ein weiterer sehr bekannter Name der SEO-Szene dazu. Kurzerhand entstand eine von Fabian Rossbacher geleitete Gesprächsrunde, in denen beide über ihre Erfahrungen und Denkweise berichteten.

Dementsprechend wurde natürlich vom eigentlich geplanten Schwerpunkt ein wenig abgewichen. Nichtsdestotrotz wurde Interessantes aus dem Nähkästchen berichtet - auch, wie Dominik eigentlich zu Zalando bzw. zu Rocket Internet kam. Mittlerweile hat er mit Trust Agents seine eigene, beständig wachsende SEO-Agentur.

Interessant war vor allem die Frage, was für Projekte Dominik und Pascal machen würden, wenn sie gerade nichts zu tun und freie Auswahl hätten. Bei Dominik geht es eher in Richtung Auszeit, mit Fotografie. Pascal brachte Impulse ein, die einen aufhorchen ließen. Denn "damals" haben die Zeitungsmenschen "online" verpennt. Heutzutage sind wir Onliner ebenfalls dabei, wichtige Zukunftstrends zu ignorieren und zu verschlafen. Wir daher schauen, wohin die Trends bei der Jugend bereits jetzt gehen und welche neuen Technologien kurz vor dem Durchbruch in den Alltag stehen.

 

So baust du deine E-Mail Liste in Rekordzeit auf

Den Abschluss bildete Andreas Graap. Er erzählte uns, wie man mehr E-Mail-Newsletter-Abonnenten gewinnt. E-Mail-Listen können auch in der heutigen Zeit ein  perfektes Mittel sein, um den Kontakt zur Zielgruppe herzustellen und zu halten. Wenn sich die Abonnenten einmal eingetragen haben, ist man weitgehend unabhängig von externen und nicht immer berechenbaren Traffic-Quellen wie Google und Social Media. Auch die daraus folgenden Conversions sind besser und hochwertiger.

Wie aber bekommt man denn nun genügend Abonnenten in seine Liste? Denn nicht jeder Besucher gibt seine E-Mail-Adresse gern her, um irgendwann einmal einen Newsletter von unbekannte Qualität zu empfangen.

Der Schlüssel ist: einen direkten, unmittelbaren Mehrwert im Tausch für die E-Mail-Adresse liefern. Etwas, das der Benutzer sofort haben will. Was genau das ist, ist natürlich immer vom Thema und der Zielgruppe abhängig. In Frage kommen natürlich Infomaterialien in digitaler Form wie Ebooks, aber auch Rabattgutscheine, Software-Downloads und Tools.

Um die Hürden möglichst niedrig anzusetzen, sollten nicht mehr Daten erhoben werden, als unbedingt notwendig ist. Die Möglichkeit zur Personalisierung ist nett, aber: E-Mail-Adresse reicht! Und: natürlich unbedingt eine Lösung mit Double-Opt-In verwenden, damit ihr rechtlich auf der sicheren Seite seid!

Die Möglichkeit zum Abonnieren sollte man nicht verschämt verstecken, sondern prominent und redundant auf jeder Seite platzieren. Gern genutzt werden in der letzten Zeit die so genannten "Exit Intent"-Dialoge, die sich als Overlay über den Inhalt legen. Als Beispiel kann man sich ja einfach mal die Website von Andreas anschauen.

An bestem stehen die Chancen für eine Conversion übrigens immer dann, wenn man schon viele "Jas" eines Nutzers eingesammelt hat.

Da ich nun durchaus ein wenig Erfahrung mit E-Mail-Newslettern mitbringe, habe ich am Ende die Frage gestellt, wie es eigentlich mit Abmeldungen aussieht, nachdem man das begehrte Gut erhalten hat. Ich habe bislang da eher die passiv-konservative Schiene gefahren, mit der bewussten Anmeldung für einen regelmäßigen Newsletter ohne weitere Incentives. Mit relativ guten Öffnungsraten und wenigen Abmeldungen. Über einen Köder fühle ich persönlich mich ein wenig hineingetrickst. Diesbezüglich gab Andreas aber Entwarnung und wies auch nochmal auf das Double-Opt-In hin.

 

Fazit

Die Vorträge waren wirklich bunt gemischt und entstammten den unterschiedlichsten Teildisziplinen. Die Speaker kamen durchaus sehr kompetent rüber. Dadurch, dass es nicht wie bei größeren Konferenzen mehrere Tracks gibt, entfällt die Qual der Wahl, ebenso das Hetzen in den nächsten Raum, ums ich schon mal einen Platz zu sichern und dort zu sitzen wie bestellt und nicht abgeholt. So konnten auch die Pausen entspannt zum Networking genutzt werden. Ich habe hier auf jeden Fall viel mitnehmen könne, denn ich bin ein großer Fan von breitem Allgemeinwissen im Web-Bereich - nicht zuletzt deshalb, weil ich auch meine Kunden möglichst ganzheitlich und mit Blick über den Tellerrand betreuen möchte.

Beim Networking hatte ich persönlich ein paar tolle, inspirierende Gespräche mit alten und neuen Bekannten und hoffe, es ging euch genauso! Leider konnte ich beim anschließenden Gang ins "51" nicht mehr mit dabei sein.

Und auf die Idee, Fotos zu machen, mit denen ich diesen Beitrag etwas hätte auflockern können, bin ich auch nicht gekommen.

Die CONlogne #3 wäre ja schon gebucht, wenn es sie schon gäbe! ;-)