Rechtzeitig ans Tracking denken - was passiert eigentlich auf meiner Website?


Ich muss zugeben, dass die Idee zum heutigen Beitrag in Teilen auf eine aktuelle Begebenheit zurückzuführen ist. Ich beschränke mich hier auf das eigene Tracking des Seitenbetreibers. Tracking-Pixel von Werbetreibenden und dergleichen lasse ich an dieser Stelle mal außen vor.

 

Ganz allgemein lässt sich doch Folgendes festhalten: Wenn ich mit meiner Website bestimmte Ziele verfolge, möchte ich auch für mich selbst oder Dritte sichtbar machen, ob diese erreicht wurden. Ob überhaupt Besucher kommen und wenn ja, wie viele, ob sie bleiben, woher sie kommen, welche Inhalte besonders interessant sind, welche Wege sie gehen …
Die Auswertung und Interpretation dieser Daten unterliegt je nach Unternehmensgröße einem Webanalysten.

 

 

Lieber früher als zu spät: Tracking-Codes einbauen

 

Das Telefon klingelt. „Website XYZ, der Chef wünscht sich in einer halben Stunde ein paar Nutzungszahlen auf seinem Schreibtisch. Kriegen wir die irgendwo her?“
Wenn der Tracking-Code einer gängigen oder auch exotischen Webanalyse-Software für den zu erhebenden Zeitraum eingebaut ist: gut! Einloggen, durchklicken, vielleicht ein paar Tabellen und hübsche PDFs mit ein paar Basis-KPIs exportieren, und der Chef eines KMU wird glücklich sein. Zumindest dann, wenn die Zahlen hoch genug sind.

 

Wenn sich aber bei Erstellung und Launch der Website niemand Gedanken über ein mögliches Tracking gemacht hat, dann steht man da. Wirklich. Denn im Nachhinein lassen sich Daten, die in Echtzeit von einem Analyse-Tool getrackt werden, natürlich nicht mehr erheben.

 

Selbst wenn die ersten Auswertungen erst später oder nur sporadisch erfolgen: Wenn der Code erst einmal eingebaut ist, verrichtet er seine Tätigkeit in vielen Fällen kosten- und wartungsarm. Und bei Bedarf stehen Zahlen zur Verfügung.

 

 

Warum die Notlösungen immer Notlösungen bleiben

 

Mit ein wenig Glück hat man Tools wie AWStats oder Webalizer – letzteren im schicken Design des vergangenen Jahrtausends – auf dem Server installiert, die Statistiken liefern. Liefern sollen. Valide ist anders.
Man bekommt mit derartigen Tools zwar auch einen groben Überblick über Traffic, Besucherherkunft. Aber man kann weder den Weg des Users nachvollziehen, noch wird sauber zwischen Bot und menschlichem User differenziert. Wenn der Traffic zu 90 Prozent aus Bots besteht, vermittelt eine solche Statistik vollkommen falsche Kennzahlen. Webanalyse-Tools arbeiten hier deutlich genauer.

Ein weiterer Weg kann die Logfile-Analyse mit speziellen Tools sein. Hier lässt sich mit ein wenig Aufwand recht viel rekonstruieren. Allerdings müssen dazu die Logfiles des Servers zur Verfügung stehen. Nicht jeder Webhoster bietet dies an. Oder nur gegen Nachfrage und Aufpreis. Die Datenmengen für längere Zeiträume können extrem hoch werden, so dass zusätzliche Serverinfrastruktur notwendig wird. Eventuelle Veränderungen ziehen Wartungsaufwand nach sich.
Viele Daten, wie etwa die Wiederkehr eines Besuchers zu einem späteren Zeitpunkt mit einer anderen IP-Adresse, lassen sich nicht erheben.

 

 

Ein paar gängige Tools zum Besucher-Tracking

 

 

Ich gehe hier exemplarisch auf drei recht weit verbreitete, grundsätzliche Möglichkeiten ein. Natürlich gibt es auch noch andere Anbieter, die sich dem einen oder anderen dieser Modelle zuordnen lassen.

Außerdem gehe ich nicht auf Einzel-Features ein – diese sind ohnehin einem ständigen Wandel unterworfen. Insofern ist es auch möglich, dass sich die Vor- und Nachteile der genannten Tools über die Zeit verändern.

 

 

An bekanntesten ist sicherlich Google Analytics.

 

Vorteile:

  • man muss es nicht selbst hosten

  • weite Verbreitung, daher unter Umständen geringerer Einarbeitungsaufwand für Mitarbeiter

  • umfangreiche Schulungsmöglichkeiten

  • ist von seinen Möglichkeiten her weit voraus

  • Google kann insbesondere in der Verknüpfung mit der Search Console Daten liefern, an die kein anderes Tool herankommt

 

Nachteile:

  • Daten liegen außerhalb von Deutschland, daher datenschutztechnisch umstritten

  • Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung notwendig

  • man gibt Google Daten über die Nutzung der eigenen Seite preis, was in der Theorie als Ranking-Kriterium herangezogen werden kann

 

 

Eine recht datenschutzfreundliche Lösung für den eigenen Server ist das Open Source System Piwik.

 

Vorteile:

  • grundsätzliche kostenlose Nutzung (Spenden möglich)

  • durch Hosting auf dem eigenen Server datenschutzfreundlich

  • neue Möglichkeiten werden schnell adaptiert

  • Daten stehen in Echtzeit zur Verfügung

 

Nachteile:

  • es werden eigene Server-Ressourcen benötigt – bei trafficstarken Seiten oder für lange Zeiträume schultert das ein kleines Hosting-Paket nicht

  • regelmäßige Updates nötig, dadurch ein gewisser Wartungsaufwand

 

 

Es gibt auch weitere gehostete Angebote wie Etracker.

 

Vorteile:

  • Standort in Deutschland

  • datenschutztechnisch daher recht unbedenklich

  • man muss sich nicht selbst mit der Technik auseinander setzen und auch keine zusätzlichen Server-Ressourcen bereitstellen

  • recht weitgehende Möglichkeiten, auch bei der Integration mit anderen Marketing-Tools

  • Analyse in Echtzeit

  • Beratung und Schulungen

 

Nachteile:

  • kostenpflichtig

  • Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung für Datenschutzkonformität notwendig

 

 

Datenschutz trotz Tracking?

 

Für Betreiber von Websites ist das oft ein schmaler Grat. Ich möchte so viel wie möglich über meine Besucher erfahren – am besten noch, was sie vor dem Besuch getrieben haben und was sie danach machen. Gleichzeitig hat man die mahnende Stimme im Kopf, die „Datenschutz“ ruft.

Zu Detailfragen kann ich dabei nur auf fachkundige Anwälte verweisen.

 

Grundsätzlich ist es immer gut, a) so wenige Daten wie möglich zu erheben, die b) durch die Hände möglichst weniger Beteiligter gehen, welche wiederum c) möglichst nicht dort sitzen, wo der Datenschutz mit Füßen getreten wird.

 

Und: Dem User muss eine technische Möglichkeit gegeben werden, sich gegen sein Tracking zu entscheiden.

 

 

Welches Tool auch immer verwendet wird: Letzte Ungenauigkeiten bleiben. Weil User sich gegen das Tracking entscheiden, Javascript oder Pixel blockieren. Weil Bots manchmal dorch durchkommen. Und weil man nur bis in das Endgerät und den Browser der Users misst. Nicht aber bis in seinen Kopf.

Wie haltet Ihr es mit dem Tracking?